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Einige Bemerkungen zum “real existierenden” Goetheanismus
Auf den vorangehenden Seiten wurde die Idee des Goetheanismus in Anknüpfung an Goethe und Steiner entwickelt. Von einem solchen “originären” Goetheanismus sind nun allerdings verschiedene Spielarten eines “real existierenden” Goetheanismus zu unterscheiden, die sich selbst durch eigene Traditionen und durch eine betonte Abgrenzung vom Mainstream als alternative Richtungen definieren. Denn weder eine Pflege von Traditionen noch ein “alternatives” Sektierertum kann sich im Ernst goetheanistisch nennen, ohne diesem Wort eine völlig neue Bedeutung zu geben. Wer nur einer eingeschworenen Anhängerschaft gefallen will und kein Interesse daran hat, vom Rest der Welt verstanden zu werden, der kann vielleicht eine Art “naturwissenschaftlicher Guru” werden. Das wäre dann eine Parallele zu jenen Fachwissenschaftlern, die nur von Fachkollegen verstanden werden wollen und den Rest der Welt verachten. Mit dem Unterschied allerdings, daß Fachwissenschaften heute im Prinzip für jedermann offen zugänglich sind, so daß auch der weltabgewandteste Professor dem Rest der Welt zu neuen Einsichten verhelfen kann, wenn jemand seine Ergebnisse in eine breiter verständliche Sprache übersetzt. Demgegenüber ist der “Elfenbeinturm”, in den sich der derzeitige “real existierende” Goetheanismus weitgehend zurückzieht, eine viel besser gesicherte Bastion: die Welt der Anthroposophen. Wenn man einerseits den Wissenschaftler Goethe und den “Goetheanisten” Steiner (dessen Schriften vor 1900) und andererseits diesen real existierenden “Goetheanismus” betrachtet, dann muß man gegenüber dem letzteren wohl eine ähnlich tragische Empfindung entwickeln wie der DDR-Dissident und idealistische Sozialist Rudolf Bahro gegenüber dem von ihm so genannten “real existierenden Sozialismus”. Oder gar eine noch tragischere, denn die absurde Vorstellung einer “Diktatur des Proletariats” hatte schon Marx selbst in seinem eigenen Elfenbeinturm entwickelt, so daß das Scheitern des “sozialistischen Experiments” immerhin auch den positiven Aspekt hat, (mindestens) eine erhebliche Schwachstelle des Marxschen Ansatzes offengelegt zu haben. Dagegen beruhen die offenkundigen Fehlentwicklungen des real existierenden Goetheanismus´ im wesentlichen nicht auf Schwächen im Ansatz bei Goethe und Steiner, sondern auf einer “Vergewaltigung” dieses Ansatzes, wodurch dieser selber ungerechtfertigterweise diskreditiert wird. Mir geht es hier aber nicht primär um eine Kritik des “real Existierenden”. (Nebenan kommt wegen eines aktuellen Rechtsstreits schon mehr “schmutzige Wäsche” zum Vorschein, als ich es von der Sache her wünschen würde.) Ich möchte wie Bahro (Die Alternative, 1977) den Blick vom Existierenden auf das Mögliche und Wünschenswerte lenken. Und die “Anstifter” Goethe und Steiner in das bessere Licht stellen, das sie verdient haben. Deshalb gehe ich auf den real existierenden Goetheanismus selber vorerst nicht näher ein, sondern charakterisiere nur allgemein, was ich in diesem Bereich als Fehlentwicklung betrachte und wovon ich mich deshalb distanzieren muß, wenn ich Goetheanismus im obigen Sinn vertrete. Der Geheimrat Goethe mag als persönlicher Ratgeber und Freund eines Fürsten und als offenkundiger Nutznießer der feudalistischen Verhältnisse in sozialer Hinsicht aus heutiger Perspektive nicht gerade ein Vorbild sein. Auf dem Gebiet der Wissenschaft aber nahm er quasi das Internet-Zeitalter voraus, indem er sich der damals noch sehr dominanten Elfenbeinturm-Mentalität widersetzte und den Austausch mit möglichst vielen ähnlich interessierten Zeitgenossen suchte. Als Dichter verhielt er sich wie viele Wissenschaftler seiner Zeit, die ihre Arbeiten oft jahrzehntelang unter Verschluß hielten. Aber als Forscher suchte er gerade umgekehrt möglichst früh die Öffentlichkeit, weil er die wissenschaftliche Forschung (im Unterschied zum künstlerischen Schaffen) nicht als Privatangelegenheit, sondern als eine Angelegenheit der Menschheit betrachtete, die umso mehr gewinnen kann, je mehr Austausch stattfindet. Ebenso schrieb Steiner seine an Goethe anknüpfenden Bücher (siehe vorige Seite) für ein breites Publikum, nicht für eine sektiererische Gruppierung wie die Anthroposophen. Auch während seiner Tätigkeit unter den Theosophen und Anthroposophen (nach 1900), die ihn offenbar bald sehr in Beschlag nahm, wendete er sich daneben fortlaufend mit öffentlichen Vorträgen an den Rest der Welt, und wer diese Vorträge (Band 51 bis 84 der Dornacher Gesamtausgabe) mit seinem übrigen Vortragswerk vergleicht, der kann wohl eine Empfindung dafür entwickeln, was für Leute Steiner gerne in die theosophischen bzw. anthrosophischen Kreise hereingeholt oder überhaupt angesprochen hätte. Wie auch immer man seine Anthroposophie beurteilen mag, - das Sektiererische, Weltabgewandte hat sich jedenfalls ganz gegen Steiners Intention entwickelt (oder behauptet, weil es diese Kreise längst beherrschte, bevor sie ihn gegen seinen Willen zum Guru machten). Ich betrachte Steiners Verstrickung in die real existierende Theosophie/Anthroposophie als ein tief tragisches Geschehen. Seine frühen Schriften - ganz besonders die Philosophie der Freiheit (1894) - hätten eine ganz andere Wirkung verdient gehabt, als ihnen aufgrund der Verbindung der Person des Autors mit dem, was sich insbesondere nach seinem Tod (1925) als “Anthroposophie” entwickelte, möglich war. Während Steiner schon vom Rest der Welt als Begründer dieser seltsamen Anthroposophie kaum noch ernst genommen werden konnte, fanden seine frühen Schriften auch unter Anthroposophen über Jahrzehnte so gut wie kein Interesse. Kein Wunder: ein größerer Gegensatz als der zwischen Steiners Philosophie der Freiheit und dem anthroposophischen Mainstream ist kaum auszudenken. Vor ungefähr 20 Jahren erlebte zwar gerade dieses Buch eine Renaissance unter Anthroposophen (damals stieß ich auf diese Kreise und ließ mich wegen dieser Renaissance-Stimmung näher darauf ein). Aber zu der von daher zu erhoffenden Reform der Anthroposophie kam es nicht, und die “Rebellen” von damals scheinen sich mit den herrschenden Verhältnissen abgefunden zu haben. (Siehe allerdings das von Lorenzo Ravagli herausgegebene Jahrbuch für anthroposophische Kritik und im besonderen Ravaglis Beitrag “Anthroposophische Mythologeme - oder wie man mit dem Hammer denkt”.) Insofern “Goetheanismus” sich innerhalb anthroposophischer Verhältnisse entfaltet, ist er starken Einflüssen ausgesetzt, die ihn von seinen Wurzeln bei Goethe und Steiner entfremden und die ihn zugleich für ein breiteres Publikum inakzeptabel machen. Dazu gehört insbesondere die Verquickung originär goetheanistischer Ergebnisse mit anthroposophischem “Lehrgut”, welches z.B. aus mitgeschriebenen Vorträgen Steiners entnommen ist. Ein solches Lehrgut, dem die meisten Anthroposophen ein hohes Maß an unkritischer Gläubigkeit entgegenbringen, ist mit einem originären Goetheanismus, wie er oben von den Ursprüngen her erläutert wurde, eigentlich völlig inkompatibel, weil es nicht auf nachvollziehbare Weise empirisch gewonnen ist und weil es zudem auch in seinem begrifflichen Inhalt oft unklar ist. Wo eine derartige Verquickung mit “Anthroposophie” (als unkritisch tradierter Lehre) stattfindet, ist der Gebrauch der Bezeichnung “Goetheanismus” also im Grunde ein Etikettenschwindel - wie das zweite D in “DDR”. Dennoch kann auch eine “anthro-goetheanistische” Mischliteratur für den Goetheanismus selbst wertvoll sein. Man muß sie halt kritisch lesen - wie andere Literatur auch. Leider bleibt jedoch nicht allzu viel wirklich goetheanistisch zu nennende Literatur übrig, wenn man diese Mischliteratur beiseite läßt. So ist z.B. das seit 1984 erscheinende “Tycho de Brahe-Jahrbuch für Goetheanismus” (dessen Redaktion ich zeitweilig angehörte) ganz klar ein inner-anthroposophisches Publikationsorgan, in dem zu großen Teilen der eben bezeichnete Etikettenschwindel betrieben wird und das durchaus folgerichtig im normalen Buchhandel kaum zu haben ist. (Direktvertrieb: Tycho Brahe-Verlag, Am Eichhof, D-75223 Niefern-Öschelbronn.) Eine kritischere Auswahl traf Wolfgang Schad (einer der maßgeblichen Herausgeber des Tycho de Brahe-Jahrbuchs) in den 1982 bis 1985 von ihm herausgebrachten Sammelbänden “Goetheanistische Naturwissenschaft” (derzeit noch erhältlich beim Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart). Im Vorwort zum ersten Band dieser Reihe schrieb er: “Etliche Jahrhunderte kommender Kultur- und Wissenschaftsentwicklung werden erforderlich sein, den Goetheanismus zu entwickeln.” Damit ist Goetheanismus als eine im wesentlichen noch vor uns liegende Aufgabe bezeichnet - und als eine Angelegenheit der allgemeinen Wissenschaftsentwicklung, nicht nur einer speziellen Menschengruppe wie etwa der naturwissenschaftlich interessierten Anthroposophen. (Siehe hierzu aber die nächste Seite.) In dieser Hinsicht sollten die von Schad in der genannten Buchreihe zusammengestellten Arbeiten verschiedener (durchweg anthroposophischer) Autoren eine Art Bestandsaufnahme sein. Was mir recht gut gelungen schien, vor allem mit den ersten beiden Bänden (“Allgemeine Biologie” und “Botanik”). Aber Schad sprach in seinem Vorwort auch eine weitere Schwäche des real existierenden Goetheanismus an: “Es ist ein altes Hindernis gewesen, daß goetheanistisch arbeitende Naturwissenschaftler zumeist im Alleingang gearbeitet haben.” Diesem Hindernis hoffte er mit seiner Buchreihe entgegenwirken zu können. Nach den Erfahrungen, die ich in der Zwischenzeit als Insider in diesen Kreisen machen konnte, muß ich jedoch sagen: Es hat sich diesbezüglich nicht viel zum Besseren geändert. Und Schad gehört mittlerweile(?) auch zu denen, die diese Verhältnisse zementieren. Der real existierende Goetheanismus leidet nach wie vor an gewissen Eigenheiten der anthroposophischen “Sozialgestaltung”. Dazu gehört ein so in der sonstigen wissenschaftlichen Welt kaum noch anzutreffender Hang zur Verehrung von Personen oder - in der umgekehrten Perspektive - zum Sichumgeben mit ehrfürchtigen Schülern. Dies führt zur Bildung von “Schulen”, in denen gewisse Lehren tradiert werden, welche innerhalb der jeweiligen Schule auf keinen Fall hinterfragt werden können. Zugleich führt es recht bald zu einer Isolierung der “Meister” voneinander, weil das immerwährende Belehren Anderer, das sie sich als vorherrschende Kommunikationsform angewöhnt haben, zur Kommunikation unter annähernd Gleichberechtigten nicht taugt. Und die jeweiligen “Anhänger” sind da eher noch unfreier, denn “Abweichlertum” wird wenig bis gar nicht geduldet. Nicht daß es regelrecht verboten wäre, aber wer versucht, sich eine gewisse Unabhängigkeit zu bewahren, der kann halt nicht wirklich “dazugehören”, wo es um die Verehrung eines Meisters und um die “Pflege” seiner Lehren geht. Und er wird auf Dauer auch gar nicht dazugehören wollen, wenn letztlich kaum etwas anderes als dieser Etikettenschwindel unter der Bezeichnung “goetheanistische Zusammenarbeit” möglich ist. Unter derartigen sozialen Verhältnissen hat es Wissenschaft natürlich schwer. Was not täte, wäre z.B. die Entwicklung eines freien Publikationswesens, das die Ergebnisse (oder Lehren) der verschiedenen Schulen nebeneinander zugänglich machen würde und das auch für unabhängige, keiner etablierten Schule angehörige Autoren und Leser ohne größere Schwierigkeiten offen wäre. Weiter wäre erforderlich, daß publizierte Arbeiten auch öffentlich kritisiert, hinterfragt, korrigiert und widerlegt werden können, ohne daß dies als persönlicher Affront oder gar als Kriegserklärung gegen eine ganze Anhängerschaft aufgefaßt würde. Drittens müßten die sehr bescheidenen Mittel, die für goetheanistisch ausgerichtete Forschung zur Verfügung stehen, nach objektiveren Kriterien an wirklich produktiv Arbeitende vergeben werden, anstatt einzelnen Koryphäen zur Mehrung ihres persönlichen Einflusses überlassen zu bleiben. Nun, die Vergabe von Forschungsgeldern ist ja auch in anderen Bereichen ein heikles Thema, und es gibt auch gute Argumente gegen die übliche Praxis, Mittel nach “objektiven” Kriterien zu vergeben. Im Fall des real existierenden Goetheanismus müßten wohl zuerst die sozialen Verhältnisse reformiert werden, die bisher viel zu oligarchisch und intransparent sind. Aber eine Reform des Publikationswesens und der Streitkultur ist schon jetzt möglich: durch Nutzung des Internets. Auch wenn die bisher tonangebenden Vertreter des real existierenden Goetheanismus von diesem Medium nichts wissen wollen, können Andere es für die Publikation ihrer eigenen Arbeiten, für die Besprechung bereits vorhandener (auch gedruckter) Publikationen und für andere Formen einer noch zu entwickelnden Streitkultur nutzen. Damit würde der Goetheanismus das anthroposophische Ghetto verlassen, auf das er bisher weitgehend beschränkt war, denn unter “rechten” Anthroposophen ist ja selbst der konventionelle Fernseher schon verpönt - wie fast jegliche “moderne” Technik, die es zu Steiners Zeit noch nicht gab. Aber dafür könnte er der übrigen Menschheit besser zugänglich werden, die eher mal eine seltsame Website besucht als eine anthroposophische Buchhandlung oder einen Vortrag in einem Rudolf Steiner-Haus. Deshalb würde ich mir wünschen, daß der Goetheanismus den Weg aus dem Anthro-Ghetto ins Internet finden möge. Als einen kleinen Beitrag dazu betrachte ich meine Seiten hier. Goethe und Steiner würden selbstverständlich ein Medium wie das Internet nutzen, wenn sie heute leben würden. Beide standen den technischen Möglichkeiten ihrer Zeit keineswegs ablehnend gegenüber. Das tun nur die Anhänger Steiners, deren Zeitrechnung 1925 endete. Sogar der Blick durch´s Mikroskop ist für Anthroposophen weitgehend tabu, obwohl dieses schon weit vor 1925 gebräuchlich war. Weil ich selber mit diesem Thema näher befaßt war, beende ich diesen kleinen “Ausflug ins Anthro-Ghetto” mit einer etwas konkreteren Schilderung dessen, was ich in diesem Zusammenhang unter Anthroposophen erleben konnte. Es sind von Steiner und auch von Goethe einige kritische Bemerkungen über das Mikroskop überliefert. Das genügt, um diese “moderne Technik” weitgehend aus dem Ghetto zu verbannen und somit indirekt auch die goetheanistische Biologie weitgehend auf das Makroskopische zu beschränken. Und selbst eine Person, die sich mit mikroskopischen Beobachtungen befaßt, weil sie z.B. als Biologielehrer an einer Waldorfschule laut “Lehrplan” (eine Sammlung von “Angaben” Steiners) u.a. auch Zellenlehre zu unterrichten hat, muß damit rechnen, in anderen Zusammenhängen, wo das Mikroskop überhaupt keine Rolle spielt, als “Mikroskopiker” ins Abseits gestellt zu werden. So erging es jedenfalls mir, obwohl ich wegen eines Sehfehlers alles andere als ein leidenschaftlicher Mikroskopiker bin. Ich nahm damals nur den Auftrag des “Lehrplans”, in der elften Klasse Zellenlehre zu unterrichten, im Sinne meines zuständigen Dozenten Wolfgang Schad ernst: Naturkunde an der Waldorfschule sollte im besten Sinne goetheanistisch sein (und anders kann ich den Waldorf-Begründer Steiner in diesem Punkt bis heute nicht verstehen). Also mußte ich, was ich während des Biologie-Studiums gelernt hatte, durchforsten und neu bewerten. Leider gab es in der Hinsicht kaum Vorarbeiten, und deshalb machte ich mir zur Aufgabe, neben meiner Tätigkeit an der Schule die Literatur zu ausgewählten Themen der Zellbiologie zu studieren, um das wirklich Empirische herauszufiltern und darin nach Gesetzmäßigkeiten zu suchen, die der konventionellen Wissenschaft aufgrund ihrer Voreingenommenheiten entgangen waren. Daraus gingen vier Publikationen im Tycho de Brahe-Jahrbuch (1989, 1991 und 1992) und ein Aufsatz in der Zeitschrift Die Drei (Online-Version hier) hervor. Diese Arbeiten waren und blieben jedoch in der anthroposophisch-naturwissenschaftlichen Literatur ausgesprochene Fremdkörper. Abgesehen von einer fundamentalistischen Kritik des ansonsten nie zu biologischen Themen vernommenen “Meister”-Sohns Cornelis Bockemühl in der Drei, wurden sie meines Wissens nirgendwo aufgegriffen oder zitiert. Aber zur Abstempelung meiner Person taugten sie jedenfalls. Wobei ich gerechterweise anfügen muß, daß ich aufgrund dieser mehrjährigen unbezahlten Forschungsarbeit erstmals eine Art Forschungsauftrag erhielt. Die Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen in Stuttgart, vertreten durch Wolfgang Schad, beauftragte mich, das gesamte Werk Rudolf Steiners nach Äußerungen über das Mikroskopieren und über die Zellen durchzusehen und darüber ein publikationsfähiges Manuskript zu erstellen. Dafür erhielt ich ein(!) Monatsgehalt, was angesichts des Umfangs der Steinerschen Gesamtausgabe und der Komplexität des Themas natürlich ein Witz war. (Eine digitalisierte Fassung der GA war damals noch in weiter Ferne.) Ich investierte im Interesse der Sache ein Mehrfaches der veranschlagten Zeit und lieferte schließlich ein Manuskript ab, das bis heute (nach zehn Jahren) nicht veröffentlicht ist, weil Schad noch ein Vorwort dazu schreiben wollte und nicht dazu kam ... . Nach einigen Jahren ergriff ich selber die Initiative und verarbeitete das erste Drittel dieses Manuskripts zu einem Aufsatz, der 1996 im Tycho-Jahrbuch erschien, zugleich als Sonderdruck an alle Waldorfschulen in Deutschland verteilt wurde und neuerdings auch online zu lesen ist. Aus dieser Dokumentation geht hervor, daß weder Steiner noch Goethe dem Mikroskopieren wirklich ablehnend gegenüber stand. Das hätte eine Grundlage für eine Diskussion über dieses Thema sein können, aber mir ist nicht bekannt geworden, daß die Sache irgendwo aufgegriffen worden wäre. Ich als Person wurde - auch wegen gewisser anderer “Ketzereien” - aus diesen Kreisen eliminiert. Die von mir thematisierten Fragen wurden ignoriert. Das ist “real existierender Goetheanismus”. Noch heute schüttle ich bisweilen ungläubig den Kopf, wenn ich mich daran erinnere. - Im Anhang zu dieser Seite bespreche ich einzelne goetheanistische “Mythologeme”, d.h. scheinbar wissenschaftlich begründete, aber in Wirklichkeit irrationale Überzeugungen oder Behauptungen im Bereich des real existierenden Goetheanismus. Das erste Beispiel ist der angebliche Mondrhythmus bei der Geburtenrate des Menschen, danach geht es um einen vermeintlichen endogenen Tagesrhythmus im Kohlenhydrat-Stoffwechsel, und das dritte Beispiel betrifft die Bildung der Blätter der Pflanzen. Auf der folgenden Seite bespreche ich einen aktuellen Aufsatz von Wolfgang Schad mit dem Titel “Was ist Goetheanismus?”.
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